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Donnerstag, 28. Juni 2012

Aus der Rubrik „So haben sie es nicht gesagt“: Goethe zum Genie von Kindern

Ein hübsches Zitat von Johann Wolfgang von Goethe lautet

„Eigentlich wären alle Menschen Genies, wenn nicht in der Kindheit ihre Genialität verschüttet worden wäre.“

Nur fand ich dazu keine Quelle.

Stattdessen fand ich dieses belegte Zitat:

„Wüchsen die Kinder in der Art fort, wie sie sich andeuten, so hätten wir lauter Genies.“

If children continued to grow in line with what they first indicate, we would have nothing but geniuses.

Doch das Zitat ist unvollständig. denn Goethe schreibt weiter,
Aber das Wachstum ist nicht blos Entwicklung; die verschiednen organischen Systeme, die den Einen Menschen ausmachen, entspringen aus einander, folgen einander, verwandeln sich in einander, verdrängen einander, ja zehren einander auf, so daß von manchen Fähigkeiten, von manchen Kraftäußerungen, nach einer gewissen Zeit, kaum eine Spur mehr zu finden ist.
(In Johann Wolfgang von Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Cotta 1811, S. 156)
 But growth implies more than mere expansion: the various organic systems constituting the individual human being originate in  one another, follow one another, transform themselves into each other, displace one another, and even consume one another, so  that in time scarcely a trace remains of some abilities and some manifestations of strength.
(In Johann Wolfgang von Goethe: From My Life. Poetry and Truth. Suhrkamp 1987, S. 64
Und damit entspricht das erste Zitat eher dem, was Goethe gemeint hat, es ist also sozusagen frei nach Goethe.

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