Nun, abgesehen davon, dass hinter Sonn ein Apostroph fehlt, zuerst einmal: Die Worte
„Damit nicht Sonn und Mond umsonst die Bahn beschlossen, freut euch der Ruh, ihr Weggenossen“
(auch: Damit nicht Sonn und Mond umsonst die Bahn beschlossen, / Freut euch der Ruh, ihr Weggenossen)
sind kein Gute-Nacht-Spruch und auch kein Tagesmotto von Konfuzius, auch von „Weggenossen“ ist im Originaltext nicht die Rede, sondern sie stammen aus dem Gedicht
Einzug in’s Winterhaus*
Die Fluren sind geleert,
Die sommerliche Grille
Ist mit uns eingekehrt
Zur winterlichen Stille.
Nun abgelaufen sind
Des Jahres Mond’ und Sonnen;
Eh wieder sie’s begonnen,
Erquicket euch gelind!
Der Mond, die Sonne, die uns sahn zur Arbeit gehen,
Sie wollen unsre Ruh nun sehen.
Die Fluren sind geleert,
Und selbst die Sommergrille
Ist mit uns eingekehrt
In unsre Winterstille.
Es haben ihre Bahn
Beschlossen Mond und Sonne;
Nun feyern wir in Wonne,
Bis neu sie heben an.
Damit nicht Sonn’ und Mond umsonst die Bahn beschlossen,
Freut euch der Ruh, ihr Werkgenossen!
Die Fluren sind geleert,
Die sommerliche Grille
Ist mit uns eingekehrt
In’s Winterhaus das stille.
Es gehn ohn’ Aufenthalt
Der Jahre Mond’ und Sonnen;
Sehn uns in Leid und Wonnen;
Und sehn uns jung und alt.
Nun in der Fröhlichkeit laßt guter Sitt’ uns denken,
Daß sie den Blick uns gerne schenken!
*Die Überschrift „Freut euch der Ruh, ihr Werkgenossen!“ ist ebenfalls falsch.
Ebenso falsch ist die Angabe von Konfuzius oder gar Adolf Kolping als Verfasser. Das Gedicht stammt aus dem Schi-king, einer Sammlung von chinesischen Liedern aus dem 10. und 7. Jahrhundert v. Chr., zum Teil sogar noch älteren Datums, die Konfuzius gesammelt hat. Mehr zum Schi-king siehe unter anderem im Morgenblatt für gebildete Leser, S. 57 und S. 62.
Die hier aufgenommene Version ist aus Schi-king: Chinesiches Liederbuch**, gesammelt von Confucius, dem Deutschen angeeignet von Friedrich Rückert***. Hammerich 1833, S. 124f. (Mehr zu Rückerts Nachdichtung siehe hier). Weitere Übersetzungen beziehungweise Nachdichtungen stammen unter anderem von Albert Ehrenstein und Victor von Strauß. Zu den Übersetzungen des Schi-king allgemein siehe hier und speziell zu Ehrensteins Übersetzung hier. Eine Übersicht der Übersetzungen ins Lateinische, Englische, Französische und Deutsche bietet
http://61.197.194.11/morisoncategory/MorisonQueryResultNDC.php?cm1=III&cm2=9-B-d
**auch Das kanonische Liederbuch der Chinesen
***Nach der lateinischen Übersetzung des französischen Jesuiten P. Alexandre de la Charme SJ (auch P. Alexandre Lacharme) aus dem Jahr 1733 mit dem Titel Confucii Chi-king, Sive Liber Carminum, herausgegeben von Julius Mohl, Cotta 1830.
An diesem einen Zitat kann man sehen, was man alles falsch machen kann: Falscher Urheber, falsche Zitierweise, Fehler im Zitat und falsche Überschrift eines Gedichtes.
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