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Montag, 23. Mai 2011

Friedrich der Große über Moscheen und Toleranz


Einer der bekanntesten Aussprüche Friedrich des Großen, König von Preußen, lautet:

„Und wenn Türken nach Berlin kommen, so wollen wir Moscheen für sie bauen; wenn sie nur unser Land bevölkern.“

Aber so hat das der König gar nicht gesagt. Tatsächlich schreibt er als Antwort an den Rand des Immediat-Berichts des General-Directoriums vom 15. 6. 1740, in dem er gebeten wird, einem Katholiken das Bürgerrecht im evangelischen Frankfurt [an der Oder] zu verleihen:
alle Religionen Seindt gleich und guht wan nuhr die leüte so sie profesiren Erliche leüte seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land Pöpliren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen. (Alle Religionen sind gleich und gut, wenn nur die Leute, die sie ausüben, ehrliche Leute sind, und wenn Türken und Heiden kämen und wollten das Land bevölkern, so wollen wir ihnen Moscheen und Kirchen bauen.)*
(Quelle: Preußen und di(e katholische Kirche seit 1640)
Doch Friedrich II. wollte nicht nur Türken, sondern auch Tartaren ansieden. So schreibt er in einem Edikt an den Kammerdirektor v. Gaudi über die „Ansetzung von Tataren in Westpreußen“ vom 22. 7. 1775:
Ich habe Euch in Meiner Orde vom 7. Juni wegen der in dortiger Provintz zu machenden Verbesserungen unter andern Euch auch aufgetragen, Euch zu bemühen, die in Polen sich aufhaltenden Tartaren zu persuadiren, dass selbige sich in Meinen Landen niederlassen, und zwar in der Gegend an dem Goplower See herum gegen die Polnische Grentze, in so weit dieser See und die vielen Moräste nur urbar gemacht werden können. Ihr habt Mir aber noch nichts darüber gemeldet, wie weit Ihr darin gekommen seyd und was Ihr deshalb für Hoffnung habet. Da nun gegenwärtig ein Obrister von diesen Tartaren, Nahmens Zacharias Murza Baramowsky an Mich geschrieben und ein Regiment von ihnen zu errichten sich offeriret, so habe denselben Meine eigentliche Intention bekandt gemacht, dass Ich es nemlich gerne sehen würde, wenn diese Leute sich gantz und gar in Meinen Landen in der obbenannten Gegend etabliren wollten, und dass er sich dieserwegen an Euch adressiren und Über die Sache weiter tractiren könne.
Ihr werdet demnach Euch alle ersinnliche Muhe geben, gemeinschaftlich mit dem v. Domhurdt zu bewürcken, wie diese Leute zu gewinnen und in's Land gezogen werden können. Ich will ihnen gerne erlauben, Moscheen zu bauen und sollen sie allen Schutz geniessen. 
(Siehe auch: Rudolph Stadelmann: Preussens Könige in ihrer Thätigkeit für die Landescultur. Hirzel, 1882, S. 416)
In einer Randverfügung zum Immediat-Berich des Geistlichen Departements vom 22. Juni 1740, in dem es um Schulen für römisch-katholische Soldatenkinder geht, die „zu allerhand Inconvenientien“ führten, schreibt Friedrich der Große seinen wohl berühmtesten Ausspruch:

„Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben das Keine der andern abruch Tuhe, denn hier mus ein jeder nach seiner Fasson Seelich werden.“*
(Quelle: Preußen und die katholische Kirche seit 1640)

*Das Faksimile findet sich auf http://www.gsta.spk-berlin.de/ansichtskarten_uAe_463.html?PAGE=artikel_detail&artikel_id=35

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