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Mittwoch, 25. Mai 2011

Die Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel …


Men do not stumble over mountains, but over mole hills* –

sagt Konfuzius (551–479 v. Chr.). Oder sind diese weisen Worte aus dem Hinduismus, eine chinesische Weisheit, Mutterns Worte oder gar von Samuel Butler? Oder ist eine dieser Versionen richtig, die man so im Internet findet?

Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über einen Ameisenhaufen.
Der Mensch stolpert über den Ameisenhaufen und nicht übers Gebirge.
Menschen stolpern über Steine, nicht über Berge.
Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über kleine Steine.
Könige stolpern über Kieselsteine – sie scheitern nicht an Bergen.
Könige stolpern über Kieselsteine – nicht über Berge.

Belegt ist dieses Zitat von Lü Bu Wie (um 300–235 v. Chr.):
Das kam daher, daß kleine Dinge nicht wichtig genommen werden. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er nicht über einen Berg stolpert, wohl aber über einen Ameisenhügel.
(In Lü Bu Wie: Frühling und Herbst des Lü Bu We. S. E. Diederichs 1928,  S. 446).
Von einem weiteren ähnlichen Zitat ist nur der Urheber – Han Fe Dse (auch Han Fei Tzu) (280–233 v. Chr.) – bekannt. Die Quelle habe ich nicht gefunden. Allerdings soll es aus einem verloren gegangen Text stammen, da es so in keinem der frühen historischen oder bibliogaphischen Abhandlungen genannt wird. Es wird deshalb empfohlen, es als „Ausspruch eines früheren Weisen“ zu zitieren (siehe Liu An, King of Huain et al.:  The Huainanzi: A Guide to the Theory and Practice of Government in Early Han China. Columbia University Press 2010, S. 721):
Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über  einen Ameisenhaufen.
People often trip on ant-hills, but no one stumbles over a mountain.
L'uomo non inciampa contro le montagne, ma piuttosto contro un formicaio.
Zu der Version, dass Riesen nicht über Berge stürzen, sondern über Maulwurfshügel stolpern, wie ein altes russisches Sprichwort heißen soll, habe ich nichts gefunden.

 „Projekte stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“ ist sozusagen geklaut –  von wem eigentlich, wenn es eh nicht von Konfuzius ist –, aber schön sind die Antworten von Maxi Wander „Jeder muß über seine eigenen Steine stolpern, das ist ja das Verrückte“ in Guten Morgen, du Schöne: Frauen in der DDR, Protokolle (Luchterhand 1979, S. 112) und Heinrich Laube „Über Berge mag er stolpern können, aber es ist ein Jammer, daß er über jeden Maulwurfshaufen fällt“ in Das junge Europa; zeno.org.

*„Men do not stumble over mountains, but over molehills” wird auch Samuel Butler zugeschrieben mit der Quellenangabe „Hudibras Part I, Canto III, Line 878“. Das kann aber nicht stimmen. Denn Line 877/878
lautet: "I am not now in fortune's power: He that is down can fall no lower". Auch in Part II und III gibt es dieses Zitat nicht.

Weitere englische Versionen des Zitats lauten:

People do not stumble over a mountain, they stumble over a molehill.
Whatever mole-hill he stumbles upon, he makes a mountain of it.
Nobody stumbles against a mountain, but everybody trips over an ant-hill.
No one stumbles over a mountain, but people do trip over anthills.

Das Zitat „Though not stumbling over a mountain, we stumble over an anthill“ soll wiederum auf dem japanischen Sprichwort „Yama ni tsumazukazu shite ari-zuka ni tsumazuku“ beruhen (Quelle siehe hier).

Vielleicht war all diesen als Urheber Genannten das Zitat von Konfuzius bekannt und sie haben es nur übernommen. Konfuzius als Urheber anzugeben, ist zumindest problematisch.

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