Seiten

Samstag, 3. September 2011

Aus der Rubrik „So haben sie es nicht gesagt“: Schopenhauer darüber, wie wir das, was wir besitzen, ansehen sollten

Ein Zitat von Arthur Schopenhauer soll lauten:

„Ich meine, wir sollten das, was wir besitzen, bisweilen so ansehen, wie es uns vorschweben würde, wenn wir es verloren hätten.

So hat er es aber nicht gesagt, sondern richtig heißt es:
Beim Anblick dessen, was wir nicht besitzen, steigt gar leicht in uns der Gedanke auf: Wie, wenn das mein wäre?“ und er macht uns die Entbehrung fühlbar. Statt dessen sollten wir öfter fragen: „Wie, wenn das nicht mein wäre?“ ich meine, wir sollten das, was wir besitzen, bisweilen so anzusehen uns bemühen, wie es uns vorschweben würde, nachdem wir es verloren hätten; und zwar jedes, was es auch sei: Eigentum, Gesundheit, Freude, Geliebte, Weib, Kind, Pferd und Hund: denn meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.
(In Arthur Schopenhauers sämtliche Werke in zwölf Bänden. Bd. 9, Teil 2: Parerga und Paralipomena. Cotta’sche Buchhandlung, o. J., S. 218)
Es ist doch erstaunlich, was aus solch einer Lebensweisheit so werden kann. Da wird aus einem „sich bemühen“ eine Forderung, aus einem „nachdem“ ein „wenn“ und aus dem Semikolon ein Punkt, so dass das Wichtige dieser Aussage unter den Tisch fällt. Und sogar Wikipedia macht aus „Freude“ „Freunde“ , was zwar auch gut klingt, aber Schopenhauer eben nicht gesagt hat. Und bittschön: Warum darf er nicht einfach von – Freude sprechen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen