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Mittwoch, 9. März 2011

Über Goethes Ratschläge an junge Dichter und einen Texteklau

Die deutsche Sprache ist auf einen so hohen Grad der Ausbildung gelangt, daß einem jeden in die Hand gegeben ist, sowohl in Prosa als in Rhythmen und Reimen sich dem Gegenstande wie der Empfindung gemäß nach seinem Vermögen glücklich auszudrücken. Hieraus erfolgt nun, daß ein jeder welcher durch Hören und Lesen sich auf einen gewissen Grad gebildet hat, wo er sich selbst einigermaßen deutlich wird, sich alsobald gedrängt fühlt, seine Gedanken und Urteile, sein Erkennen und Fühlen mit einer gewissen Leichtigkeit mitzuteilen.
Goethe, Für junge Dichter
(in Goethe's Werke: Vollständige Ausgabe letzter Hand, Bände 45–46, Cotta 1833, S. 423)
Wer wissen möchte, was Goethe jungen Dichtern noch rät, schaue hier nach
Die Version »… einem jeden in die Hand gegeben …« ist falsch. Falsch ist auch
Unsere Sprache ist auf einem so hohen Grad Ausbildung gelangt, dass fast einem Jeden gegeben ist, in Prosa und Versen bald mehr, bald minder glücklich sich auszudrücken (…). Daher mag es nun auch kommen, dass Mancher sich vorübergehend gedrängt fühlt, sein Denken, Erkennen und Fühlen geschickt und ungeschickt in Rhythmen und Reimen auszudrücken (…),
denn das ist offensichtlich eine Übernahme von Goethes Ausführungen ohne Angabe des Urhebers in einer Rezension von E. G. Gersdorf in Repertorium der gesammten deutschen Literatur aus dem Jahre 1841.
Zum Glück für den Verfasser konnte man damals noch nicht nach Plagiaten googeln …

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